NOOCHRICHTE 50 (Dezember 1997)

WWB gewinnt Innovationspreis beider Basel 1997?

Mit ihrem Projekt "BASLER ARMSTÜTZE" hat die Mechanische Werkstatt des Werkstätten- und Wohnzentrums Basel (WWB) den Innovationspreis beider Basel 1997 gewonnen. Sie teilt den mit 20'000 Franken dotierten Preis mit der Firma Regent Beleuchtungskörper AG, Basel, welche für ein eigenes Projekt ausgezeichnet wird. Insgesamt wurden dieses Jahr 48 Projekte eingereicht.

 

Die Basler Armstütze ist eine in der Mechanischen Werkstatt des WWB entwickelte Erfindung. Unter der Leitung von Peter Flükiger, und in engster Zusammenarbeit mit den Ergotherapeuten des benachbarten REHAB, reifte in rund zweieinhalb Jahren ein Produkt heran, das man als bahnbrechend bezeichnen darf.

Die Basler Armstütze ist ein gasfederunterstütztes Gerät, das bei Patientinnen und Patienten zum Einsatz gelangt, deren Schulter- und Armfunktionen durch Tetraplegie, Muskeldystrophie (Muskelstörung), Multiple Sklerose und andere Krankheiten stark vermindert sind. Dieses einfache, aber sehr effiziente Gerät ermöglicht Verrichtungen des Alltags wie z.B. Waschen, Essen, Gesichtspflege, oder auch das Arbeiten am Computer. Die Armstütze eliminiert mittels der leicht einzustellenden Gasdruckfeder das Eigengewicht des betroffenen Armes und kompensiert auf diese Weise die verminderten Muskelfunktionen. Schwache Bewegungsimpulse werden verstärkt und in einen für die jeweilige Tätigkeit ausreichenden Bewegungsradius umgesetzt. Die Bauweise erlaubt beliebige Bewegungsrichtungen; individuelle Anpassungen, Erweiterungen und persönliche Wünsche können nach Absprache mit der hauseigenen Abteilung Rehatechnik verwirklicht werden. Ferner eignet sich die Basler Armstütze auch als ausgezeichnetes Therapiegerät für das Training von schwacher Arm- und Schultermuskulatur.

Das Werkstätten- und Wohnzentrum Basel (WWB) ist eine Institution des Bürgerspitals Basel und damit Teil der Bürgergemeinde der Stadt Basel. Es setzt sich aus vier Bereichen zusammen: Werkstätten, Eingliederungsstätte, Berufliche Abklärungsstätte und Wohnheim. Ziel ist die Förderung der Lebensqualität von Menschen mit einer geistigen, körperlichen oder psychischen Behinderung. Dies wird erreicht durch ein differenziertes Angebot an Ausbildungs-, Betreuungs-, Arbeits- und Wohnmöglichkeiten sowie durch weitere spezifische Massnahmen zur (Wieder-)Eingliederung in die Berufswelt und damit auch in die Gesellschaft. Das WWB steht Menschen mit einer Behinderung aus der ganzen Schweiz offen.

Das Unternehmen WWB zählt rund 650 Mitarbeiterinnen, wovon etwa 450 Personen Menschen mit einer geistigen, körperlichen oder psychischen Behinderung sind. Oberstes Ziel des WWB ist die (Re-)lntegration dieser Menschen in die Berufswelt und die Gesellschaft. Das WWB verzeichnet für das laufende Jahr einen Umsatz von rund 32 Mio. Franken. Insgesamt bietet das WWB rund 60 Ausbildungsplätze an. Diese teilen sich auf in Biga-Lehren und -Anlehren, Vorlehren, IV-Anlehren sowie den Förderkurs für Jugendliche.

Das WWB umfasst, neben der Mechanischen Werkstatt, 20 weitere Abteilungen mit einer grossen Palette an Produkten und Dienstleistungen. Es sind dies im wesentlichen: Grafische Betriebe, Schreinerei, Montage, Garage, Transport, Gärtnerei, Landwirtschaft, Textilwerkstatt, Mikrofilmdienst, Orthopädisches Atelier, Rehatechnik, Orthopädische Schuhmacherei, Küche, Logistik, Versandhandel, EDV, kaufm. Bereich. Der hohe Grad an Diversifikation macht's möglich: Mit ihrem gesamten Leistungsangebot ist das WWB in der Lage, ihren Partnern vom Konzept bis zum Versand alles anzubieten.

Die Eingliederungsstätte des WWB führt im Auftrag der Invalidenversicherung (IV) berufliche Massnahmen durch. Zur praktischen Abklärung durch ein psychologisch und berufsberaterisch ausgebildetes Team stehen alle Abteilungen des WWB sowie ein Förderkurs für Jugendliche zur Verfügung. Vor dem Hintergrund, dass eine solide Ausbildung die wichtigste Grundlage zur Integration in die Gesellschaft darstellt, werden neben Schnupperlehren, Abklärungen, Arbeitstrainings und Umschulungen auch Biga-anerkannte Ausbildungen in den verschiedensten Berufen angeboten.

Die Berufliche Abklärungsstelle Befas führt seit 1983 Begutachtungen im Auftrag der IV durch. Berufstätige, welche an den Folgen eines Unfalls oder einer Krankheit leiden, erhalten in der Befas eine berufliche, soziale und persönliche Standortbestimmung. Je nach Komplexität des Falles dauert eine Abklärung in der Befas zwischen vier und acht Wochen.

Das Wohnheim mit seinen rund 150 Plätzen beherbergt Menschen jeglichen Alters, welche dort temporär oder ihr ganzes Leben lang wohnen. Dabei werden verschiedene Wohnformen praktiziert: Wohnen im Hotelsystem, in internen oder externen Wohngruppe oder externen Wohnungen als Vorbereitung zum selbständigen Wohnen.

Das WWB ist, wie jedes andere Unternehmen, darauf angewiesen, sich mit konkurrenzfähigen Produkten und Dienstleistungen am Markt behaupten zu können. Denn einzig die behinderungsbedingten Mehraufwendungen und Ausfälle werden durch Beiträge des Bundesamtes für Sozialversicherung abgegolten. Die übrigen Kosten sind durch entsprechende Erträge zu decken. Die WWB-Leitung und das Bürgerspital Basel sind aber zuversichtlich, dass sich das Unternehmen WWB - mit Blick nicht zuletzt auf Innovationen wie die nun ausgezeichnete Basler Armstütze -auch in Zukunft wird behaupten können. Dies im Interesse der Integration der Menschen mit einer Behinderung - eine Aufgabe, welche letztlich Sache nicht nur des WWB, sondern der ganzen Gesellschaft sein muss.

 

Mitteilungen / Ergänzungen: eMail: ivb@ivb.ch

IVB / 08.01.2003