NOOCHRICHTE 60 (September 2000)

KBB - Kunden zufrieden! ...und die anderen ?

Anlässlich einer kurzfristig angesetzten Infoveranstaltung hat die KBB (Koordinationsstelle Fahrten für Behinderte der IGBBT (Interessensgemeinschaft Behinderten- und Betagtentransport) die Resultate einer Studie des LINK-Institutes, welche im Auftrag der KBB Anfang Jahres durchgeführt wurde, präsentiert.

Zufriedene KBB-Kunden

Da diese Studie lediglich eine «Zufriedenheitsanalyse der KBB-Benutzer» ist, sind die Resultate denn auch nicht sonderlich überraschend ausgefallen: 85% der KBB-Benutzer sind mit der «neuen» Dienstleistung zufrieden und geben in Punkto Qualität (Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Freundlichkeit) die Note 5.

Befragt wurden von den heutigen noch rund 2‘000 Berechtigten (1999: 3‘200) 501 Personen. Rund ein Drittel der Befragten benutzen das KBB-Angebot praktisch nie!

Neben den «guten» Bewertungen, zeigte die Studie aber auch einige Mängel auf. So beklagten sich mehr als die Hälfte der Befragten (58%) über Probleme mit der telefonischen Bestellung und 53% wünschten sich vermehrt kurzfristig (2 Stunden vorher) bestellen zu können. Im weiteren ist es 51% der Befragten denn auch schon passiert, dass Ihr Fahrwunsch nicht ausgeführt werden konnte.

Teure Lösung

Dass durch die Neuorganisation statt der versprochenen 100‘000 Fahrten nur noch rund 56‘000 Fahrten mit den 1,9 Mio Franken der Kantone jährlich durchgeführt werden, wird nur am Rande erwähnt.

Aufgrund dieser Zahlen ergibt sich, dass eine KBB-Fahrt die Kantone rund 31 Franken (1,75 Mio / 56‘000 Trsp.) kostet. Bei einer durchschnittlichen Fahrstrecke von 10 km entspricht dies einem Kilometerpreis von Fr. 3.10. Dazu kommen noch die Einnahmen der Benutzer.

(Zum Vergleich: Bei der IVB/TIXI-Allianz hat ein durchschnittlicher Kilometer Fr. 1.85 gekostet.)

Keine Bedarfsanalyse!

Da die nun vorgestellte Studie keine Bedarfsanalyse ist, wird damit die wirkliche Problematik und das echte Bedürfnis an Transporten auch nicht erfasst. Denn alle «Benutzergruppen», welche das KBB-Angebot nicht nutzen dürfen (Fahrten zum Arbeitsplatz, in die Tagesstätte, ins Tagesspital oder Tagesheim, Selbstlenker und Bewohner der anderen Kantone in der Region), sind nicht befragt worden.
Ebenso unbekannt ist, wieviele Betroffene bereits resigniert haben und gar nicht mehr versuchen das Angebot zu nutzen.

Nur 10% mehr Fahrten notwendig?

Das LINK-Institut kommt anhand der Studie zum Schluss, dass mit einer Kapazitätssteigerung von rund 10% das bestehende Bedürfnis befriedigt werden könne. Doch wie bereits erwähnt, darf diese Zahl lediglich im Zusammenhang mit den heutigen KBB-Berechtigten gewertet werden. Sie entspricht in keinem Fall dem echten Bedürfnis.

Die KBB selbst hat im Ratschlag von 1998 festgehalten, dass ein Bedarf von rund 400‘000 Fahrten bestehe. Die nun empfohlene «Steigerung» würde aber lediglich statt 56‘000 Fahrten rund 65‘000 Fahrten jährlich bedeuten. Also weder dem von der KBB geschätzten Bedarf noch den versprochenen 100‘000 Fahrten entsprechen.

Initiative

Wie bereits angekündigt prüft die IGBBT die Lancierung einer entsprechenden Initiative, die ein bedarfsgerechtes Angebot in beiden Kantonen fordert.

Die IVB unterstützt dieses Anliegen und hofft, dass sich die Betroffenen zur Wehr setzen und ihr Recht auf Gleichstellung einfordern.

Mitteilungen / Ergänzungen: eMail: ivb@ivb.ch

IVB / 08.01.2003