NOOCHRICHTE 64 (Oktober 2001)

Parkplätze für Behinderte in Bern

Behinderte Autolenker bleiben beim Parken auf der Strecke

Die Hälfte aller Behindertenparkplätze in der Innenstadt ist ungeeignet, einige sind sogar unbrauchbar. Dies ergab eine Umfrage unter 250 Behinderten. Die Stadt Bern will ihre Parkplätze jetzt überprüfen.

Einen Parkplatz suchen nervt. Doch richtig mühsam gestaltet es sich erst, wenn das Ziel ein Behindertenparkplatz ist. Denn nicht jedes mit einem gelben Rollstuhl gekennzeichnete Parkfeld ist für Behinderte geeignet. Und die reservierten Parkplätze in der Berner Innenstadt sind meist belegt – häufig sogar von Nichtbehinderten. Dies ergab eine Umfrage der Arbeitsgruppe Behindertenparkplätze unter 250 behinderten Autofahrerinnen und Autofahrern der Stadt Bern.

Reserviert und doch unnütz

«Häufig sind die Parkfelder zu schmal», erklärt Urs Schnyder, Leiter der Arbeitsgruppe. Gerade in Einbahnstrassen – die Fahrzeuge müssen dort links parkiert werden – entpuppe sich der Randstein für die Rollstuhlfahrer beim Aussteigen als schier unüberwindliches Hindernis. «Besonders mühsam sind auch Kopfsteinpflaster, zu viel Verkehr auf der Ausstiegseite, Wasserrinnen oder schlecht markierte Parkplätze», zählt Schnyder auf. So beurteilen die befragten Personen die Parkplätze an Hotelgasse, Kochergasse (Nationalbank) und Postgasse (Seite Rathaus) schlicht als unbrauchbar. 14 weitere der 28 Parkplätze in der Innenstadt stufen sie als verbesserungswürdig ein. Als optimal gelten gerade Mal elf Stück. Dass diese meist besetzt sind, erstaunt nicht; wurden doch in der Region Bern im letzten Jahr 1365 Parkberechtigungskarten für Behinderte verteilt. «Insbesondere die zwei Behindertenparkplätze auf dem Bundesplatz sind chronisch belegt», klagt Schnyder.

Ein Parkplatz auf 225

Ähnlich präsentiert sich die Situation in den Parkhäusern: Von den 2709 Parkplätzen in den Parkings der Innenstadt sind zwölf für Behinderte reserviert – ideal ausgebaut seien aber bloss deren acht. «Das bedeutet, dass gerade mal jeder 225. Parkplatz für Behinderte reserviert ist», sagt Schnyder. Zum Vergleich: Die Fachstelle für behindertengerechtes Bauen sieht vor, dass jeder 50. Parkplatz für Behinderte reserviert sein sollte. «Das Resultat der Umfrage überrascht mich nicht – die Probleme waren uns bereits bekannt», sagt Urs Schnyder.
Die Behinderten fordern jetzt mehr Behindertenparkplätze, insbesondere in der Innenstadt und beim Bahnhof, rollstuhlgängige Parkhäuser und konsequentere Polizeikontrollen. Nützlich für die Behinderten wäre zudem ein aktuelles Verzeichnis der Parkplätze.

Behörden sind überrascht

Weniger bekannt sind die Sorgen der behinderten Autofahrer bei Gemeinderat Alexander Tschäppät. «Ich hatte diesbezüglich noch keine Reklamationen», erklärt er. Der Planungsdirektor nimmt die Anliegen ernst und will die Parkplatz-situation jetzt gemeinsam mit den Behinderten analysieren. «Mehr reservierte Parkplätze machen allerdings nur dann Sinn, wenn sie ausschliesslich durch Behinderte benützt werden», stellt er klar. Und: Die Stadt Bern wolle den Behinderten ein optimales Angebot bieten; damit sie beim Parkieren nicht auf der Strecke bleiben.

Berner Zeitung BZ 26.07.2001

 

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IVB / 08.01.2003